Unter Motion Capture (Bewegungs-Erfassung) versteht man das Verfahren welches Aufzeichnung von Bewegungen erfasst, so dass diese am Computer im Detail analysiert werden können. Dies kann insbesondere für ChoreografInnen interessant sein. So auch für Choreograf Terence Kohler: Er möchte das Schrittmaterial des klassischen Balletts mit zeitgenössischem Ausdruck neu interpretieren. Welche Bewegungen fühlen sich ganz natürlich an? Was passiert, wenn klassische BalletttänzerInnen zu Reggae oder Rockmusik improvisieren? Der Aufenthalt im Residenzzentrum tanz+ im August 2022 bot ihm ideale Möglichkeiten für seinen Research. Dank den etlichen Aufnahmen mit dem Motion-Capture-Verfahren kann Terence Kohler nun auch nach seiner Residenz die Bewegungen und Tanzsschritte im Detail analysieren und damit weiterarbeiten.
Folgende renommierte TänzerInnen waren Teil der Residenz:
- Ann-Kathrin Adam, Ballett der Oper Graz
- Lucie Horna, Ballett der Oper Graz
- Doris Becker, Deutsche Oper am Rhein
- Pablo Martinez, Staatsballett Berlin
Das Studio des Residenzzentrum tanz+ wurde kurzerhand in ein Filmstudio umgebaut. In diesem kurzen Video erklärt Paul Putzar, wie die Live-Bewegungen von Balletttänzer Pablo Martinez direkt aufgezeichnet und bearbeitet werden können. Desweiteren können die Aufnahmen auch verfremded und beispielsweise für Bühnenbilder oder Kunstinstallationen verwendet werden.
Terence Kohler wurde in Sydney, Australien, geboren, wo er auch seine ersten Studien in Musik und Tanz abschloss. Im Jahr 2000 erhielt er Anerkennung für seine ersten choreografischen Arbeiten und zog 2002 nach Mannheim, um ein Studium an der Akademie des Tanzes aufzunehmen. Im Jahr 2004 wurde er am Badischen Staatsballett Karlsruhe engagiert, in dem er Ensemblemitglied war und als erster festangestellter Choreograf des Balletts arbeitete. 2008 vollzog er den Schritt in die Freiberuflichkeit und nahm die Stelle als Choreograf in Residence beim Bayerischen Staatsballett in München an.
Er schuf neue Werke für das Königliche Ballett von Flandern, das Hong Kong Ballett, das West Australian Ballett, die National Ballet Company of China und das Finnische Nationalballett. Im Jahr 2007 erhielt Terence den Deutschen Tanzpreis "Zukunft" für Choreografie und 2011 wurde er für den Prix Benois de la Danse in Moskau nominiert.